Wissenswertes über die weibliche Brust aus osteopathischer Sicht
In der neuen Ausgabe der Fachzeitschrift DO – Deutsche Zeitschrift für Osteopathie bin ich auf einen interessanten Artikel über die weibliche Brust von Barbara Schimetits gestoßen. Nach dem Lesen ihres Artikels kann ich mich ihrer Meinung anschließen und möchte euch daher über diesen Artikel berichten, da es tatsächlich für viele Frauen noch eine Art Tabuthema darstellt.
„Die Behandlung der Brust Bedarf im wahrsten Sinne des Wortes Fingerspitzengefühl. Neben den Läsionen im Drüsen- oder Bindegewebe beachtet der Osteopath die tiefgreifenden Veränderungen auf psychischer Ebene.
Das Brustgewebe reagiert in der Schwangerschaft oder in der Stillzeit auf hormonelle Veränderungen, die das Drüsen- und Bindewebe in einer ganz besonderen Art und Weise funktionieren lassen, die speziell nur für diese Zeit gilt. Jede Veränderung der weiblichen Brust erfordert sorgfältige Aufmerksamkeit und eine Behandlung von osteopathischer Seite, die Geist, Körper und Seele in sich vereint.“ (Schimetits B.: Die osteopathische Behandlung der weiblichen Brust, DO – Deutsche Zeitschrift für Osteopathie, 2022, 20:12)
Wissenswertes über die hormonellen Einflüsse der weiblichen Brust erklärt Frau Schimetits wie folgt: „Der weibliche Zyklus unterliegt der rhythmischen Ausschüttung von FSH (follikelstimulierendes Hormon), das die Östrogenbildung anregt. Die negative Rückkopplung zum Ausgleich geht auch über die Rezeptoren des Brustgewebes und reguliert somit die Ausscheidung von FSH. An den Tagen 12-14 und auch in der 2. Zyklushälfte wirkt der hohe Östrogenspiegel im Brustgewebe und fördert dort Wassereinlagerungen. Außerdem werden die Brüste besser durchblutet. Zusätzlich fördert Östrogen das Wachstum des Drüsengewebes. Die Brust spannt aufgrund der Volumenzunahme und reagiert empfindlich auf Berührungen. Testosteron wirkt generell auf die Festigkeit der Muskulatur und somit auf dem M. pectoralis major, auf dem die Brust aufliegt. Ein hoher Testosteronspiegel festigt den Brustmuskel und trägt zur Spannung der Brust bei. Zusätzlich hat Testosteron Einfluss auf den Fettspeicher der Brust: Zu hohe Spiegel führen durch den Fettabbau zu hartem Brustspannen und einer verminderten Dehnbarkeit des Brustgewebes.“ (Schimetits B.: Die osteopathische Behandlung der weiblichen Brust, DO – Deutsche Zeitschrift für Osteopathie, 2022, 20:12)
Im weiteren Verlauf des Artikels geht Frau Schimetits auf die Anatomie sowie den mikroskopischen Aufbau der weiblichen Brust ein und berichtet danach über Brustveränderungen während der Schwangerschaft oder bei Erkrankungen, wie z.B. Mastitis (Entzündung der Brustdrüse) oder Mastopathie (gutartige Veränderungen des Brustgewebes, die hormonabhängig während des Menstruationszyklus auftreten kann).
Basierend auf diesen Gründen der Brustveränderung geht der Artikel zu den osteopathischen Behandlungsindikationen über. Patientinnen kommen bevorzugt rund um die Geburt zu Osteopathen – z.B. bei beginnender Mastitis, beginnendem Milchstau, etc. Aber auch in der allgemeinen Gynäkologie kommen Patienten zu Osteopathen. Am Häufigsten kommen Patientinnen zur Osteopathischen Behandlung bei Mastopathie, aber auch bei Indikationen wie z.B. Schmerzen in der Brust vor oder nach der Menopause oder prämenstruellem Syndrom, präoperativ zur Brustvolumenregulierung oder postoperativ nach gutartigen/bösartigen Tumoren.
Abschließend ist es wichtig die Kontraindikationen zu benennen, die auch im Artikel von Frau Schimetits aufgelistet werden: „Kontraindikationen sind folgende Zustände, die eine Weiterweisen zum Gynäkologen erfordern:
- Ungeklärte Knoten in der Brust
- Ungeklärte Verhärtungen in der Brust
- Ungeklärte Flüssigkeitsaustritt aus der Mamille
- Ungeklärter Druck- oder Zugschmerz
- Starke Rötungen oder Fieber im Wochenbett
- Markante Seitendifferenzen der Brüste“ (Schimetits B.: Die osteopathische Behandlung der weiblichen Brust, DO – Deutsche Zeitschrift für Osteopathie, 2022, 20: 17)
Quelle: Schimetits B.: Die osteopathische Behandlung der weiblichen Brust, DO – Deutsche Zeitschrift für Osteopathie, 2022, 20:12-23
Kann Osteopathie mit faszialen Ansätzen Migräne / Kopfschmerzen lindern?
Kopfschmerzen zählen zu den häufigsten Beschwerdebildern. In Deutschland sind 60% der Bevölkerung, nach eigenen Angaben, von Kopfschmerzen betroffen, die dabei unterschiedliche Leiden auslösen können. Es gibt über 200 Arten von Kopfschmerzen, von denen mehr Frauen als Männer betroffen sind. Die zwei häufigsten sind Spannungskopfschmerz und Migräne. Die Schulmedizin führt eine ausführliche Diagnostik durch, verordnet adäquate Medikamente und gibt Empfehlungen für verschiedene ganzheitliche Methoden. Bei den meisten Patienten, die mit wiederkehrenden Kopfschmerzen in die Praxis kommen, können aus schulmedizinischer Sicht, eine primäre (andere) Erkrankung als Auslöser oder strukturelle Anomalie, ausgeschlossen werden. Doch kann Osteopathie unterstützend und lindernd wirken?
Ich habe einige spannende Studien gefunden und über eine Studie möchte ich hier in diesem Blog kurz zusammenfassen:
NAME: Huijser Schroevers Els. TUTOR: Jansen Edgar. METHODOLOGISCHETUTOR: Quaghebeur Jörgen. JAHR: 2019
TITEL: Episodische Migräne ohne Aura: osteopathische Behandlung mit fasziendem Ansatz
RESEARCH TITLE: Studie zum Mehrwert der osteopathischen Behandlung mit einem faszialen Ansatz bei Schmerzen und Behinderungen, bei Erwachsenen mit episodischer Migräne ohne Aura; ein modifiziertes, kontrolliertes, randomisiertes Forschungsdesign.
Zusammenfassung des Ablaufs und das Ergebnis der Studie:
Ziel dieser modifizierten, kontrollierten, randomisierten Studie war es, den Mehrwert der Osteopathie mit einem faszialen Ansatz in Bezug auf Häufigkeit, Dauer, Intensität und Behinderung von Migräne/Kopfschmerzen zu untersuchen. Zur Messung wurden ein Kopfschmerztagebuch und ein sogenannter HIT-6-Fragebogen verwendet. Es wurden 28 Teilnehmer entweder zu einer „Sofortstartgruppe“ oder zu einer „Verzögertstartgruppe“ nach dem Zufallsprinzip zugeordnet, wobei letztere die Kontrollbedingung ist. Alle Teilnehmer erhielten 6 osteopathische Behandlungen von 50 Minuten innerhalb von 12 Wochen, je nach den individuellen Bedürfnissen der einzelnen. Abgeschlossen haben am Ende dieser Studie insgesamt 25 Teilnehmer. Als Schlussfolgerung hat die Studie gezeigt, dass Osteopathie mit einem faszialen Ansatz, die Häufigkeit, Dauer, Intensität und Wirkung der episodischen Migräne ohne Aura bei Erwachsenen, sowohl kurzfristig (vier Wochen) als auch langfristig (zwölf Wochen), reduzieren kann. Zu Berücksichtigen sind bei diesem Ergebnis jedoch auch die Diskussionen dazu: Diese Studie wurde durch einen geringen Stichprobeumfang begrenzt, so dass eine Replikation mit größeren Studienproben erforderlich ist. Außerdem wurde z.B. eine individuelle Behandlung für jeden Teilnehmer durchgeführt, was allerdings auch typisch für den osteopathischen Ansatz ist. Darüber hinaus wird empfohlen, dass die zukünftige Forschung den Einsatz physikalischer Messgeräte hinzufügen sollte, um die Wirkung der Osteopathie bei Migränekopfschmerz zu untermauern.